zurück

„Zweimal ist einmal zuviel“ - Wirksamkeit und Nebenwirkungen wichtiger Tierarzneimittel der Honigbienen

Beschreibung

„Zweimal ist einmal zuviel“ - Wirksamkeit und Nebenwirkungen wichtiger Tierarzneimittel der Honigbienen


Hintergrund:

Seit Jahrzehnten leiden Honigbienen-Kolonien weltweit unter der Varroa-Milbe. Diese Milben befallen die Brut und übertragen gefährliche Viren, wodurch eine Kolonie stark geschwächt wird und ohne Behandlung oftmals im Herbst eingeht. Sich selbst überlassen, überlebt kein Volk länger als drei Jahre! Hobby- und Berufsimkereien setzen viel Zeit, Geld und Energie ein, um den Milbenbefall in den Völkern einigermaßen kontrollieren zu können. Zu den zugelassenen Medikamenten gehören Oxalsäure und Milchsäure.
Oxalsäure ist ein bewährtes Behandlungsmittel, das gegen Varroa-Milben auf adulten Bienen wirkt. Im Winter wird es in der Regel auf die Bienen geträufelt, wobei kolportiert wird: „Zweimal ist einmal zuviel“. Im Sommer hingegen soll es bei Mehrfachbehandlung nicht zu Bienenschäden kommen. Woher stammt diese Diskrepanz? Wie schädlich ist die Behandlung für die Bienen, insbesondere eine Mehrfachbehandlung? Liegt es ev. daran, daß im Winter Bienen nicht ausfliegen können, um ihre Notdurft zu verrichten? Hier sind noch einige Fragen offen.
Selbst die Wirkweise der Oxalsäure ist nicht endgültig geklärt (z.B. ob es am niedrigen pH-Wert durch die Säure, oder aber am Anion der Säure liegt), und manche Präparate haben eine längere Wirkung gegen die Varroa-Milben als andere.

Auch bei der Milchsäure, die im Sommer auf Bienen gesprüht wird, gibt es noch Unklarheiten. Hier wollen wir untersuchen, wie hoch die Wirksamkeit ist, bevor wie ev. weitere Versuche unternehmen.


Schließlich ist bei den Nebenwirkungen auch noch unklar, welchen Effekt Milch- und Oxalsäure auf die Larvenstadien der Honigbienen haben. Zwar wird generell geraten, den Kontakt mit den Brutstadien zu vermeiden, aber ob starke Nebenwirkungen auftreten ist nicht dokumentiert.


Ziele:

Ziele des Projekts sind:
1. nachzugehen, was über die Wirkweise von Oxalsäure und Milchsäure bekannt ist (Literaturübersicht);
2. im Experiment prüfen, welche Konzentrationen und Mengen an Oxalsäure von Bienen vertragen werden;
3. experimentell ermitteln (im Laborversuch), ob eine Mehrfachbehandlung mit Oxalsäure schädlich ist;
4. bei günstiger Prognose im Feldversuch ermitteln, ob eine Mehrfachbehandlung im Sommer verträglich ist;
5. überprüfen, ob Oxalsäure als Kontaktgift wirkt oder nur bei oraler Aufnahme toxisch wirkt;
6. testen, ob Oxalsäure nur im sauren Zustand wirkt, oder ob das Anion der Säure auch eine Wirkung hat;
7. im Experiment prüfen, welche Konzentrationen tödlich für die Varroa-Milben sind.
8. Vergleichen, ob unterschiedliche Oxalsäure-Präparate unterschiedlich lang gegen Varroa-Milben wirken;
9. Die Wirksamkeit von Milchsäure im Feldversuch testen.


Je nach Interesse der/des Studierenden kann der Fokus des Projekts angepaßt werden. Es sind bewußt mehr mögliche Ziele angegeben als erreicht werden können, es muß also in jedem Fall eine Auswahl vorgenommen werden. Eigene Ideen sind immer sehr willkommen.


Interdisziplinarität:

Dieses Projekt enthält nur geringe Aspekte von Interdisziplinarität.


Anforderungen:

- Freude am Lernen und Ausprobieren neuer Techniken und Ansätze
- Neugier und Kreativität
- Problemlösefähigkeit
- Selbständigkeit
- gute Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit Betreuern, Kolleg*innen am Institut, und ggf. mit Kommiliton*innen
- für die Aspekte mit Honigbienen: keine Angst vor Honigbienen (oder den Mut, dennoch mit Bienen zu arbeiten; Teilaspekte können auch nur mit den Varroa-Milben bearbeitet werden)

 

Methoden:

- Literaturrecherche - Überlebensassays (im Labor) mit Bienen und Varroa-Milben
- Feldversuche zur Verträglichkeit von mehrfacher Oxalsäurebehandlung
- Feldversuche zur Wirksamkeit von Milchsäure


Lernziele: Die Studierenden sind in der Lage,
- Sich Ziele zu setzen und darüber zu reflektieren, wie und warum die Ziele erreicht wurden
- Ihren Lernfortschritt zu evaluieren
- Einen realistischen Zeitplan aufzustellen und einzuhalten
- Prägnant über Fortschritte und Schwierigkeiten zu berichten
- Selbständig nach Lösungsansätzen zu suchen
- Sich einen Überblick über Literatur zu einem Thema zu verschaffen
- Die Methodik und Arbeitsschritte zu dokumentieren
- Datensätze so aufzubereiten, daß sie direkt verständlich sind
- Die Ergebnisse als Poster und/oder Vortrag einem breiten Publikum vorzustellen
- Die Ergebnisse zu archivieren


Betreuung: Uli Ernst, Landesanstalt für Bienenkunde,
Ulrich.Ernst@uni-hohenheim.de


[Umgangssprache je nach Wunsch Deutsch und/oder Englisch] [depending on your preferences supervision in English and/or German]


Hintergrund zur Varroa-Problematik:
Rosenkranz P, Aumeier P, Ziegelmann B. Biology and control of Varroa destructor. J Invertebr Pathol. 2010, 103:S96-119. doi: 10.1016/j.jip.2009.07.016
Roth MA, Wilson JM, Tignor KR, Gross AD, Biology and Management of Varroa destructor (Mesostigmata: Varroidae) in Apis mellifera (Hymenoptera: Apidae) Colonies, Journal of Integrated Pest Management. 2020, 11(1):1, https://doi.org/10.1093/jipm/pmz036

Projektzeitraum
Sommersemester 2023
Bewerbungszeitraum
03. bis 23.04.2023
Durchführung
nach Absprache
Details zu Projektzeitraum und Durchführung

Flexibel, nach Absprache; Schwerpunkte der Exerpimente vermutlich zwischen Juni und September.

Bitte nehmen Sie frühzeitig Kontakt mit mir auf.

Studienfach
offen für alle Studienfächer
Betreuende
Dr. Ulrich Ernst
Institut
Institut für Biologie (190) (Landesanstalt für Bienenkunde)
Sprache
deutsch/englisch
Teilnehmendenanzahl
min. 1, max. 3
Arbeitsaufwand
ca. 90 Stunden pro Teilnehmende:r | 3 ECTS-Punkte

Arbeitsaufwand (Stunden und ggf. ECTS) sind ungefähre Angaben. Die tatsächlich vergebenen ECTS-Punkte ergeben sich aus der tatsächlich geleisteten Arbeit.

 
Für dieses Projekt ist kein Motivationsschreiben des Studierenden erforderlich
Projektart
experimentell
Lernziele

Die Teilnehmende lernen in diesem Projekt:

Die Studierenden sind in der Lage,

  • Sich Ziele zu setzen und darüber zu reflektieren, wie und warum die Ziele erreicht wurden
  • Ihren Lernfortschritt zu evaluieren
  • Einen realistischen Zeitplan aufzustellen und einzuhalten
  • Prägnant über Fortschritte und Schwierigkeiten zu berichten
  • Selbständig nach Lösungsansätzen zu suchen
  • Sich einen Überblick über Literatur zu einem Thema zu verschaffen
  • Die Methodik und Arbeitsschritte zu dokumentieren (Pflege eines Laborjournals)
  • Datensätze so aufzubereiten, daß sie direkt verständlich sind (Umgang mit Excel)
  • Die Ergebnisse als Poster und/oder Vortrag einem breiten Publikum vorzustellen
  • Die Ergebnisse zu archivieren
  • Kleinere Experimente mit Bienen und Varroamilben im Labor durchzuführen
  • Bei Freilandversuchen mitzuwirken
Anmerkungen für Studierende

Bitte zögern Sie nicht, sich bei Fragen und Unklarheiten an mich zu wenden! Vieles läßt sich schon im Vorfeld klären.

 

0711-459 23976
Ulrich.Ernst@uni-hohenheim.de

Schlagworte
Varroa, Parasit, Honigbiene, Milchsäure, Oxalsäure, Tierarzneimittel